Bultmann on Rom. 3:23ff.--old tradition

Edward Hobbs (EHOBBS@wellesley.edu)
Fri, 04 Apr 1997 16:23:25 -0500 (EST)

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Subj: Bultmann on Rom. 3:23ff.

Rudolf Bultmann, _Theologie des Neuen Testaments_
3, Auflage, 1958

(Page 49)

Geht in der dem Paulus ueberkommenen PARADOSIS nicht nur das KATA
TAS GRAFAS, sondern auch das hUPER TWN hAMARTIWN hHMWN auf die
Urgemeinde zurueck? Dann waere also schon in der Urgemeinde Jesu
Tod als ein Suehnopfer aufgefaszt worden! Dafuer sprechen auch
zwei Stellen aus Paulus, an denen er sich sichtlich an
traditionelle Formulierungen anlehnt, ja vielleicht (jedenfalls
teilweise) zitiert. Ein solcher Satz ist Rm 3,24 f., in dem nur
die spezifisch paulinischen Wendungen als Zusaetze herauszuheben
sind: DIKAIOUMENOI (DWREAN THi AUTOU CARITI) DIA THS APOLUTRWSEWS
THS EN CRISTWi IHSOU, hON PROEQETO hO QEOS hILASTHRION (DIA
PISTEWS) EN TWi AUTOU hAIMATI EIS ENDEIXIN THS DIKAIOSUNHS AUTOU
DIA THN PARESIN TWN PROGEGONOTWN hAMARTHMATWN EN THi ANOCHi TOU
QEOU. Die Bezeichnung Christi als des hILASTHRION begegnet bei
Paulus nur hier; Paulus pflegt sonst auch nicht (auszer Rm 5,9
und, wiederum der Tradition folgend, in bezug auf das Abendmahl
1. Kr 10,16; 11,25.27) vom hAIMA Christi zu reden, sondern vom
STAUROS. Endlich ist ihm die hier vorliegende Vorstellung von
der goettlichen DIKAIOSUNH, die eine Suehne fuer die vordem
begangenen Suenden verlangte, sonst fremd. Es liegt also
offenbar ein Satz der Tradition vor, der vielleicht auf die
Urgemeinde zurueckgefuehrt werden darf. Ebenso steht es mit Rm
4,25, einem Satze, der in seiner Form (synthetischer
Parallelismus membr.) den Eindruck eines Zitates macht.
Vielleicht ist dieses Wort im Anklang an Js 53 formuliert und
wuerde dann wahrscheinlich machen, dasz man auch in Js 53 schon
in der Urgemeinde eine Weissagung auf die Passion Jesu gefunden
hatte, wenngleich diese Entdeckung nicht schon in der allerersten
Zeit erfolgte (s. sec. 4,3).